Dienstag, 20. Oktober 2015

Eintrag O13 - An Tagen wie diesen

Ganz schnell Montag und Dienstag. War zu träge zu schreiben, und jetzt ist eigentlich schon Mittwoch.
Gut also, dass Montag gar nicht viel passiert ist. Ich habe im 100 Yen Store Panda-Stuhlsocken gekauft. Jetzt fehlt mir nur noch der Stuhl. Brauchte Briefumschläge und die Socken sind halt so dazugekommen. Sie haben geradezu geschrien. Mussten mit. Verkäuferin lobt meinen Einkauf als sehr kawaii. Ich bejahe (Hai, kawaii des, ne), woraufhin sie auch meine Japanischkenntnisse lobt (glaube ich).


Dann Gruppentreffen, da Zug-Präsi schon am nächsten Tag. Es wird sehr viel einfacher, wenn man sich vom Perfektionismus (oder dem, was man dafür hält) verabschiedet.
Einziger Kurs des Tages erst um 18h. Wir reden weiter über Globalisierung, Faktoren Technologie, Politik und Wirtschaft. Dass factor conditions nicht einmal die Hälfte der Globalisierungsausmaße erklären. Denn wichtig ist auch unser Wunsch nach Vielfältigkeit, sodass sich auch für Nischenprodukte Skaleneffekte ergeben. Wobei, physische Skaleneffekte eh nicht ausschlaggebend, sagt Prof. Immaterielles Wissen, Gehirne weltweit seien es, die Wert schaffen, enorme Spezialisierung ermöglichen. Irgendwann kommt dann künstliche Intelligenz dazu. Nichts, worauf man sich freuen muss, laut Prof.


Auf die Metro wartet man geordnet in Schlangen.


Am Dienstag also Zug-Präsi. Dass der Shinkansen durchschnittlich nur 54 Sekunden verspätet abfährt. Dass die Zeichensprache der Gleisbeamten nicht der Kommunikation dient, sondern eine Prüfroutine ist. Dass Stationen eigene Melodien haben. Dass einige Japaner eine Faszination für Züge hegen, die an Besessenheit grenzt ("train otakus"). Dass es für solche Leute Clubs, Computerspiele und Mangas gibt. An unserer Diskussion will keiner so recht teilnehmen. Vielleicht alle noch müde.



Ich esse Curry in der Mensa, hole finale Kursbestätigung ab und setze mich in ein Café, Parisienne. Aber mit der Zeit vertan! Kaffee kann nicht auf eine Stunde verteilt getrunken werden, es bleiben nur Minuten! Gleiches gilt für Reading für den kommenden Kurs. Nicht optimal. Teilüberschriften gelesen, muss reichen.




Im Marketing-Kurs stellen die letzten Gruppen ihre Expansionsstrategien für die Venezuela-Schokolade vor. Eine Gruppe will die Schokolade als Aphrodisiakum verkaufen. In Japan. "Japan?? Really??" Man könne sich keinen unattraktiveren Markt aussuchen, kritisiert Dozentin. Japaner nämlich kein Interesse an Sex. Vielleicht ein, zwei Mal, wenn sie unbedingt ein Kind wollen. Aber die Schokolade wäre Ladenhüter. Niederländer in der Gruppe versucht, "seine" Strategie zu verteidigen, während alle Japaner mit ich-bin-gar-nicht-hier-und-das-war-auch-nicht-meine-Idee-Miene auf schnelles Ende der Diskussion hoffen.



Nächstes Thema sind conflict minerals (Tin, Tungsten, Tantalite und Gold). Die explosive Kombination aus Armut, Gewalt, politischer Instabilität und Bodenschätzen. Kinder, die tagelang in Tunneln graben. Rohstoffe, die neue Waffen für die Rebellen finanzieren. Und Gesetze, die das alles verbieten wollen, aber nur die Schließung der Minen und somit mehr Schmuggel und Kindersoldaten bewirken. Die 3T+G finden sich in all unseren Handys, Zahnpasta, diesem iPad. Indirekte Schuld auch des Konsumenten.
Ranking der Bemühungen von Tech Firmen, japanische landen auf den letzten Plätzen. Warum? Mangelndes Wissen und Interesse der lokalen Verbraucher. Nihon TV informiert nur über Inlands-Geschehen. Über internationale Ereignisse wird nur berichtet, wenn ein Japaner irgendwie involviert ist. Also keine afrikanischen Tunnelkinder. Auch die Vergewaltigung einer Japanerin in Indien blieb unerwähnt. Zu ernst, zu bedrückend für den japanischen Geist. Food und Beauty, das seien gute Themen. Japanerinnen in meinem Team können nicht sagen, inwiefern Medien zensiert sind. Und trifft das auch aufs Internet zu?
Für den nächsten Case sollen wir Nintendo sein. Wie handeln wir? Was wird bisher unternommen? Wie weit soll das Unternehmen gehen, die Sauberkeit der Lieferkette zu garantieren? Wie setzt man das um? Und wie gestaltet man PR?



Nach Kurs mit Kommilitonen zu koreanischem Restaurant an der Yurakucho Station. 




Zum Abschluss ein Oreo-Bananen-Vanilleeis-Crêpe unterm Lichterketten-Himmel nahe Ginza und Jazzmusik an der Meguro Station.




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