Donnerstag, 24. September 2015

Eintrag S16 - Uni Uni

Heute ist Freitag, der zweite offizielle Uni Tag. Gestern verschiedene Kurse angeguckt und nach 12 Stunden zum "Italian Burger" Dinner (es war eine Frikadelle mit Tomatensauce. Japaner verblüfft, dass ich mir dazu keinen Reis genommen habe.) ins Wohnheim zurückgekehrt.
Die Dozenten scheinen alle sehr engagiert für ihre Kurse. Einige reagieren auf überfüllte Räume (man ist noch nicht verpflichtet, Kurse nach erster Unterrichtseinheit zu nehmen, deshalb im Moment unverbindliches "course (s)hopping") mit Strenge ("And if you don't think so, ok, please, go away!"), andere sehen die zwischen den kleinen Holztischen zusammengepferchten Ausländer mit Humor. In einem Kurs schwärmt der Prof vom Shio: "The Shio does not have time to make all decisions. The Shio decides who is in charge of a problem." Vielleicht ein wichtiger japanischer Geschäftsmann? Es ist der CEO. Im Kurs Art Workshop sollten wir dann anfangen, an einem Selbstportrait zu arbeiten. Ich habe die Ahnung, meine gruseligen Zeichenversuche nicht für den Rest des Semesters unter dem Kurskatalog verstecken zu können. Kurswahl ggf. überdenken.



Heute Morgen im schwarzen Anzugsmeer zum Campus gefahren. Ja, am Bahnsteig standen Männer in Uniform und weißen Handschuhen. Bereit, dafür zu sorgen, dass auch du noch in den Waggon passt. Ich hatte mich auf ein Wunder verlassen, die Raumnummer irgendwie nebenbei während der Fahrt oder bei Ankunft zu ermitteln. Auf das Wunder warte ich noch, Raumnummer bleibt Mysterium. Also beschlossen, stattdessen einen anderen Kurs auszuprobieren. Im Saal ausschließlich Japaner. Denn mein Kurs ist samstags. Gut. Also warte ich.



Kurs zu Gesellschaft und Unternehmen Japans. Dozent geht auf Statistiken ein. Demographie wird bald ein großes V formen und um ein Viertel geschrumpft sein. Keine Bodenschätze. Dafür Vulkane. Und Taifune. Erdbeben. Das nächste große Beben sei jederzeit zu erwarten. In welchem Stock wir gerade seien. Oh, der zweite, das sei nicht gut. Wären wir im sechsten, hätten wir bessere Chancen. Das Gebäude würde schwanken. Das sei beängstigend, ja, aber wir würden vielleicht auch den Tsunami überleben. "Welcome to Japan", heißt die Folie.
Es wird Abend. Noch einen Kurs gilt es auszuprobieren. Dozent spricht wie Shakespeare Darsteller, inkl. britischem Akzent. Wir reden über Globalisierung, den Economist, die konservative Jobsuche junger Japaner, Japans Reis-Einfuhrsteuer von 700%.

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