Dienstag, 3. November 2015

Eintrag N2 - Amerikanische Verhältnisse

Vorhaben für Montag war, im Museum of Modern Art ein Kunstwerk für Essay auszuwählen. Museumsbesuche am Montag sind aber nie eine gute Idee, auch nicht in Japan. Alle Tore geschlossen und ich muss mich anders beschäftigen. Die Mauer am Graben gegenüber vom Museum sieht interessant aus. Überall Sicherheitskameras. Bin eine sehr ignorante Museumstour-Planerin und hatte bis jetzt nicht gemerkt, dass ich direkt vor einer "Insel" des Kaiserpalastes stehe. Es ist die Ostinsel (dunkelgrün auf der Karte) und der Park darauf ist öffentlich zugänglich (außer... montags).





Entlang dem Wall tut sich Sicht auf Hochhäuser auf. Hier fühlt sich Tokyo an wie NYC. Breite Straßen, schwarze Limousineb. Ganz anders als sonst.



Eine Straße hinunter liegt der Hauptbahnhof, Tokyo Station. Auf den Gleisen warten die Shinkansen auf ihre Abfahrt und von einer Hochhaus-Terassen hat man eine gute Sicht.





Im Hochhaus selbst Geschäfte im Hipster-Look.



Ich finde eine französische Bäckerei und mhhhhmmmm.



Abends Kurs zur Globalisierung von Unternehmen. Dass die Sony-Gründer über persönliche Netzwerke verfügten und sich Lobby-Arbeit schließlich auszahlte. Ausländische Patente konnten gekauft werden. Die meisten ausländischen Unternehmen fassen nicht selbst voll Fuß in Japan, sondern agieren über Dealer oder Franchise-Modell. Problem ist, Dealer kann Wissen klauen, Kunden verunsichern und teilt nicht deine Vision. Anfang der 90er sagte BMWs Importeur dem Unternehmen eine schwarze Zukunft in Japan voraus. Ein junger Analyst übernahm unbedarft selbst die Geschäfte. Zu Zeiten des Booms soll sein Gehalt nach Boni das des CEOs übertroffen haben. Lizenzrückkauf ist aber teuer. Burberry tat es diesen Sommer, um sein "Japan-Problem" zu lösen. Sanyo Shikai hatte die Marke hier aufgebaut, mit ganz eigenen Produkten, Passformen und Preisen. Insgesamt kommen mittelständische ausländische Unternehmen in Japan besser zurecht, denn sie zeigen sich flexibel und zuvorkommend in diesem Land, das hervorragenden B2B-Service verlangt.



Im Science-Kurs trägt eine Gruppe am Dienstag zu Comics vor. Japan vs. Frankreich. Im Euro-Stil sind die Charaktere runder gezeichnet, bunter, haben eigene Ausdrücke (während alle japanischen gleich aussehen, wenn sie staunen/wüten/gähnen) und beginnen von Album zu Album eine neue Geschichte. Und Son Goku sei nur blond geworden, weil der Zeichner es leid war, das Haar immer schwarz auszumalen. Mir wird nahegelegt, den Film "Doraemon Stand by Me" zu gucken. Er habe geweint, sagt der Thailänder. 




Auch auf den Campi wird es Herbst.




Marketing-Kurs mit einer Reihe von Themen. Wie Milchprodukte nach TPP Öffnung vermarktet werden müssen. Als Nischenprodukt. Sind jetzt schon rares, teures Gut. Japan einziges Erste Welt Land mit Butter-Mangel, sagt Professorin. Und ins Ausland? Sind japanische Produkte denn wirklich so sicher? Mussten in Yokohama nicht gerade Menschen aus Hochhaus evakuiert werden - und es war kein Erdbeben daran Schuld? Hat Daimaru (?) nicht gerade zugegeben, ein Jahrzehnt lang die Haltbarkeitsetiketten gefälscht zu haben? An der Legende der gesunden japanischen Küche sei auch nicht viel dran. Alles ist salzig und wird frittiert. Japan ist führend im Magenkrebs. Aber alle Japaner würden doch so alt? Ha, in Okinawa vielleicht. Aber das sei ja gar nicht richtig Japan.






Nächstes Thema: als Unternehmen sozialen Wandlungen begegnen. San Francisco verbietet einfach alles, jedenfalls im Kleinen: Spielzeuge in Happy Meals (gut, dann verkaufen wir sie halt für 10 Cent dazu und spenden diese Einnahmen, reagiert McDo), Plastiktüten (wobei auch Papiertüten nicht ganz eco-efficient), kleine Wasserflaschen. "They like banning things," kommentiert Dozentin. Nur an die großen Herausforderungen wagt man sich nicht. Umweltverschmutzung im großen Stil und schlechte School Lunches (schneiden sogar schlechter ab als das Happy Meal). 
Auch ein social factor ist Rolle von Kreditkarten in verschiedenen Ländern. In den USA sind sie unerlässlich. AmEx gewann Neukunden, indem sie Cause Related Marketing starteten und versprachen, die Freiheitsstatue mit einem Teil der Umsätze zu renovieren.



Und was macht man, wenn die Menschen gesundheitsbewusster werden? Aussie-Bierkonzern startet Aufklärungskampagne ( "thebeautifultruth.com" fyi). Dass Bier total gesund ist und es den wörtlichen Bierbauch gar nicht gibt. 
Unsere Mission ist Strategie für Coca Cola. Will nämlich keiner mehr trinken. Wer möchte schon einen Cola-Bauch?! Präsentation nächste Woche.



In der Bib Recherche für Kunst Essay. Mit guten Vorsätzen zum Altwerden à la Okinawa nach Hause.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen