Mittwoch, 16. Dezember 2015

Eintrag D6 - Keziah und Katinka

Statt über Science/Tech/Kultur zu lernen, kann ich am Dienstag relativ lange und relativ überteuert frühstücken. Im Tully's Café am Mita Campus sind die Mitarbeiter unglaublich Service-bedacht. Beim Betreten rufen alle gemeinsam "Guten Tag", sie lächeln und reden als hätten sie gerade ein buntes Einhorn gesehen, bringen die Bestellung an den Platz, fangen den Gast ab sobald er aufsteht, um für ihn das Tablett zur Station zu bringen, und halten dann zum Abschied die Tür auf, während ein "auf Wiedersehen"-Chor einsetzt.



Im Marketing Kurs keine heile Welt mehr. Hinter Green Marketing steckt nicht immer eine Almwiesen-romantischer-Bauernhof-Wahrheit. Ausführung und Transparenz hinken oft dem schönen Schein nach. Belastet die Batterieherstellung des "grünen" Prius im Endeffekt nicht mehr die Umwelt als ein 0815-Auto, das doch auch 22 Stunden am Tag nur herumsteht? Und so ein "happy chicken" ist doch auch nur so lange happy. Und warum zum Himmel sollen Bio-Produkte eigentlich teurer sein als konventionelle? Wofür bezahlt man da genau? Jedenfalls machen sich viele Firmen die Intransparenz zu Gute und schmeicheln sich ein wenig mit bunten Aufklebern und gutes-Gewissen-Slogans. Wird dann genauer nachgeforscht, bewegt man sich auf dünnem Eis. Sogar als Salatesser, denn "no face but plants want to live", ruft auch NYT Artikel. Demnach jagt der Schnipp-Schnapp-Klang den Pflanzen ordentlich Angst ein. Anderer Fehler kann sein, gemäß "do as I say not as I do" zu leben und intern nicht nach den vermeintlichen Firmenwerten zu leben, keine Initiativen zu starten, Mitarbeiter nicht einzubinden. Zuletzt hat Porter die Business Welt mit seinem Shared Value begeistert. Klingt toll. Aber alle sind überfragt, wenn es zur konkreten Umsetzung kommt. Bleiben noch Social Businesses oder pro-bono Arbeit. BCG etwa schickt Berater nach Afrika. Kinder füttern,Kranke heilen? Vor allem geht es ums Schaffen früher Brand Awareness, und Positionierung als Consultant of Choice für jegliche Afrika-Projekte.




In der zweiten Stunde versammeln sich alle für Vortrag. Weltbank wird vorgestellt. Der japanische Repräsentant stellt Fragen in die Runde. Wie denn eine Bank funktioniere. Es ist seltsam, dass die japanischen Studenten (im dritten Studienjahr immerhin) zum ersten Mal von der Existenz des Zinssystems zu hören scheinen. Vielleicht sind sie auch nur sehr schüchtern oder bescheiden. Der Weltbank-Mann findet das nicht schlimm, in japanischen Unternehmen lernt man eh alles Nötige on the Job. Eine Bank ist die Weltbank aber sowieso nicht, sondern internationale Organisation, die Entwicklungsländern projektgebundene Kredite gewährt. Für Kraftwerke oder Infrastruktur zum Beispiel.


Am Abend und weiter am nächsten Morgen an der Garten Präsentation gearbeitet. Dann möchte ich schnell Päckchen aus Deutschland abholen. Was man nicht alles für die luftigen Baumkuchen tut. Gibt aber zwei Postfilialen im Ort und so dauert Expedition länger als gedacht.

Gärten können furchteinflößend sein, wenn man eine Viertelstunde über sie reden muss ohne nennenswerte Wissensgrundlage. Die von Google translate übersetzten .jp-Seiten zählen kaum, Recherche eher zum Verzweifeln. Also bastle ich irgendwas über Symmetrien zusammen, symbolische Bedeutung von Wasserfall, Teehaus und Pfaden. Alles wenig authentisch, denn Garten erst vor 25 Jahren angelegt. Einen Tempel gibt es auch nicht. Ich bezweifle, dass ein Mönch je in dem Steingarten meditiert hat. Prof versetzt mich mit Frage zu Steinen in Verlegenheit. Hmm, ja, gewiss, sie sind alle sehr unterschiedlich und besonders? Er möchte darauf hinaus, dass die Wassersteine runder sind weil aus Fluss entnommen. Ok.




E-Mail-Tokyo-Tower-Weihnachtsgruß an Düsseldorf Office. Möchte sichergehen, dass 'Euch' regelkonform ist und konsultiere Duden. Dieser erläutert ausgiebig und gibt sich Mühe, voll lässig und 2015 zu klingen. Mit Bachflohkrebsen, und der gedissten Katinka. Ey yo.



Im Studentencafé an Shio Präsi gearbeitet bis spät, zurück zum Dorm, ppt dem Prof geschickt. Zur Belohnung Katzenmaske ausprobiert. Foto von Anwendung erspare ich dem Leser. 


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