Freitag, 4. Dezember 2015

Eintrag D2 - Ikarus trifft Mata

Diesen Eintrag lange hinausgeschoben. Wahrscheinlich, weil mein Kunst-Essay retour kam und mich auf den Boden zurückriss. Und Dank Hausaufgaben und vollen Pendlerzügen abends zu müde zum Schreiben.


Jedenfalls Donnerstag. Der Shio-Prof redet über "liskyness". Hin und wieder stellt er eine Frage, holt tief Luft und beantwortet sie selbst.
Auch im Kunstkurs ist Risiko ein Thema. Die Gutai Art Association möchte in den 50er Jahren abstrakte Kunst schaffen. Abstrakt heißt, keine Abbildung eines Objekts. Kunst hier eher wie Musik, die wertgeschätzt werden kann, ohne etwas abzubilden, ohne komplett vom Hörer verstanden zu werden (wer versteht schon, was genau Pavarotti da gerade singt). Einfach so, keine intellektuelle Verklärung, keine Nachahmungen oder verschönernde Manipulationen. Also malt man am besten etwas, das schlichtweg keine Bedeutung hat. Ist es deswegen bedeutungslos? Nein, dem Zufall wird auch so nichts überlassen. Statt einer Abbildung ist das Werk ein "Index". So wie ein Fingerabdruck das Produkt einer konkreten Handlung ist (anfassen), sollen auch die Werke kausal mit ihrer Entsheungsart zusammenhängen. Die Leinwand als Protokoll des Herstellungsprozesses, ob mit Füßen gewischt, mit Dosen begossen oder aus Eimern beschüttet. Jackson Pollock verschanzt sich in seinem Atelier, Shiraga Kazuo zieht öffentliche Sessions vor, läuft auf der Leinwand herum, ist ganz Teil des Werks.



Im Kommunikationskurs soll es um Senpai-Kouhai (Unterlegener und Lehrer, sowas) Beziehungen und den gesellschaftlichen Süßstoff Amae gehen, artet aber in den Diskussionen etwas aus. Plötzlich berichten die Chinesinnen vom lokalen Tussi-Phänomen ("Green Tea Bitches", der Prof übernimmt den Ausdruck nicht wie alle anderen Begriffe an die Tafel). Eine Japanerin möchte sich zu Senpai-Kouhai äußern, der Prof begrüßt die Mitarbeitsbereitschaft zuerst sehr. Die jüngeren Schülerinnen dürften ihre Röcke nicht kürzen, das sei den älteren vorbehalten, sagt sie. Die Tafel bleibt auch hier leer.


Abends Buffet für alle Austauschstudenten!


Sprachprüfung am Freitag! Kurze Konversationen führen, auf Japanisch. "Und was machst Du morgen so?" Läuft nicht optimal. Also bis zum nächsten Mal = mata kondo.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen