Sonntag, 3. Januar 2016

Eintrag J1 - Monkey Business

Nach den Pancakes hätten am 31. eigentlich Soba Nudeln folgen müssen. Die Nudeln werden hier traditionell zum Jahresausklang gegessen, hoffend auf ein ebenso "weiches" Jahr. 


Im Wohnheim unten saßen also einige Chinesinnen zusammen, Nudeln schlurfend und Fernseh guckend. Die Sendung "Kohaku" gehört auch zu den Neujahrsriten, Wetten dass?!...-mäßig, aber sehr heile Welt und niedlich und rührend. So richtig auf die Zeit hat niemand geachtet, auch Outfit-mäßig haben wir unterschiedliche Vorstellungen von einem Silvester Look. Kein Glitzer, nirgends.



Zehn Minuten vor Mitternacht machen wir uns auf den Weg zum nächsten Tempel. Um Punkt 12 stehen wir gerade mitten auf der Straße, kein Countdown, kein Sekt. Die Chinesen warten mit ihrer Begeisterung noch auf das Chinesische Neujahr.
Vor dem Tempel hat sich bereits eine Schlange gebildet, entlang den Lampions. Etwa eine Stunde warten wir,dann dürfen wir am Schrein 5 Yen in die Klangrohre werfen, an der Glocke ziehen, verbeugen, klatschen, etwas wünschen. Nach einem Glas heißem Sake kauft man ein Glückslos. Bin etwas enttäuscht, dass 2016 für mich nur mittleres Glück parat hält. Wobei, Aussagekraft nicht super verlässlich, denn auch den Jungen in der Gruppe wird regelmäßig eine glückliche Schwangerschaft vorhergesagt. Ich möchte trotzdem sicher gehen und kaufe für fünf Euro so eine Holztafel mit Äffchen drauf. Darf ich sie behalten? Nein. Man notiert einen Wunsch und lässt sie an einem Bambus-Gitter zurück mit schlechten Glückslosen. Alles wird später verbrannt. Ohje. Aber soll Glück bringen.







Es gibt verrückte Menschen, die dem ersten Sonnenaufgang (Hatsuhi) vom Tokyo Tower entgegengefiebert haben. War bestimmt schön. Mein Ausblick macht es fast wett, Fuji-san wünscht ein gutes neues Jahr. Um acht Uhr lege ich mit Neujahrs-SMS nach Europa los, schlafe wieder ein und verlasse das Bett nur, um zwei Mal zum 7/11 zu laufen, um nicht zu verhungern.



Dabei ist das traditionelle Gericht des ersten Jahres Osechi-Ryōri. Foto von einem begeisterten redditer. Eine Sammlung farbenfroher Delikatessen, die aber nicht so gut schmecken sollen, wie sie aussehen. Alles wurde schon Tage vorher präpariert und dann so stark gezuckert oder eingelegt, dass der Geschmack darunter gelitten hat.
Stattdessen nehme ich lieber das Affenjahr-KitKat. Und die Briefmarken.




Am nächsten Tag fahre ich zum Meiji Schrein. Überall Wachleute, die die Mengen lenken. Es ist kein Durchkommen. Alleine stundenlang warten möchte ich nicht, also reichen die Fotos nur bis zum ersten Erhaschen des Schreins. Hierseins viele Touristen unterwegs, und einige Japanerinnen im Kimono.






Harajuku erwartet heute nicht nur Schreinbesucher. Auch Schnäppchenjäger leben heute auf. Denn d Neujahrs Sale hat begonnen. Reduktionen zwischen 30 und 50%, und wer möchte kauft eine Überraschungstüte. Ab 60€ (bis 600...) kann man sich im MOMA Store den Traum eines eigenen Bonsais erfüllen. Und ihn dann mit raffiniertem Washi Tape umwickeln.







Von hier nach Shibuya, wo sich die zierlichen Verkäuferinnen im 109 ein Schreiduell liefern. "Time Sale Time Sale," kreischen sie in die Menge. Vor einigenLäden muss man anstehen. Meine Beute des Tages (es ist okay, ich habe ja das ganze Jahr noch nichts eingekauft!): ein Plissé-Spitzenrock, ein seltsamer Pullover, in dem ich aussehe wie ein Strauß, aber ganz witzig, und Octopus- und Monstersocken!






Am Dritten nur in Tsunashima spazieren gegangen, Drachen im Himmel, Bahnen auf Brücken. Kurz "die Lage in Hiyoshi gecheckt". Der Muji Store siehtaus, als sei er über Nacht ausgeraubt worden. Alles alles ist um 30% reduziert. Voller Zuversicht wage ich den Kauf einer Überraschungstüte vom Schmuckgeschäft und bin jetztstolze Besitzerin von exotischen Spangen, deren Funktionsweise ich erst noch verstehen muss. Aber werde. Und danken ich Schleifen bis zum geht-nicht-mehr tragen.




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