Mittwoch, 27. April 2016

Eintrag A1 - Revue

ただいま
Die Rückreise hat keine 10 Wochen gedauert.
Schon am 15. Februar bin ich gut in Bremen angekommen.


Das Flughafenpersonal bei der Gepäckaufgabe war kulant, das beim Boarding ggf. kurzsichtig. Jedenfalls gab es keine großen Probleme.





Zwischen dem deutschen Skiteam flog ich so nach Hause. Ein Anruf bei Mama aus Frankfurt und wir brechen beide in Tränen aus. Die Nerven.




Nur noch weiter nach Bremen. Irgendwo über Norddeutschland geht nach dem langen Tag die Sonne unter.





Und das alles sind Erinnerungen. Die mich wieder staunen ließen über das Leben hier.
Im Pendelbus zum letzten Flug unterbrach eine junge Frau ein Gespräch, um die Vermutungen zur Ursache der Verspätung zu korrigieren. Da würde gerade eine Krankenliege aufgestellt. Sie sei Stewardess, sie kenne sich aus.   Am Frankfurter Security Gate lacht der Kontrolleur über all meine Taschen.   Menschen sitzen auf Treppenstufen und sonnen sich.   Keine Anzugträger weit und breit.   So viele unterschiedliche Menschen, Nationalität ist nicht oberflächlich ersichtlich. Und muss gar nichts bedeuten. Wie weltfremd Nihonjinron von hier wirkt.

Immer wieder tauchen Studien auf, die Japaner seien unglücklich. Sauber ist das Land. Kriminalität gibt es auch nicht für den Normalbürger. Alles scheint so heterogen, jeder integriert. Wer sollte Graffiti sprühen? 90% der Bevölkerung würden sich zur Mittelschicht zählen. Doch vielleicht wird dafür ein Preis gezahlt.

Ein Filmzitat sagt, die Schweiz habe seither in Frieden und Wohlstand gelebt. Und was kam dabei heraus? Die Kukucksuhr. Italien hingegen: Kriege, Revolutionen, Widerstand, Leid. Resultierten in Michaelangelo, da Vinci, der Renaissance.   Nicht, dass Japan einen Krieg bräuchte. Aber vielleicht etwas mehr Leidenschaft.   Meine Mitstudenten, die Klügsten des Landes, marschieren in weißer Bluse und schwarzem Kostüm zu ihren Vorstellungsgesprächen. Die Regeln sind klar. Sie machen dann ein zweitägiges Praktikum und werden von ihren Firmen schwärmen wie von einem Filmstar.   Man sagt, in den USA habe eine Kultur des "everyone being offended by everything" Einzug gehalten. Einige Beschwerden mögen haltlos sein. Aber sie sind Beweis menschlicher Regung, Emotionalität, kritischen Denkens, des Bewusstseins seines Selbst als unabhängige Person. Eine Lernende Gesellschaft. Werden die "So nicht"-Sager als unwillkommene Störenfriede abgestraft, findet kein Lernen statt.
Zuletzt musste ein Tourismusbüro in Hokkaido eine Broschüre einstellen. Sie sollte Ausländern japanisches Benehmen beibringen. "Ein Japaner spricht nicht laut, weil die japanische Sprache so sanft ist." In die Richtung. Die abgebildeten Ausländer - herrjemine - stahlen und rülpsten, wüteten und drängelten. Bald werden in Japan die Olympische Spiele gefeiert. Und Menschen aller Länder werden hineinströmen und wie ich die Schönheit des Landes bewundern. Das Streben nach Exzellenz. Doch unter jedem Artikel der Japan Times bemerken Kommentatoren, die Japaner würden es doch vorziehen, alle Ausländer guckten vom Sofa zu Hause zu.



Japan 2016 ist ein spektakuläres Ziel. Über jeder Kritik steht die Einzigartigkeit dieses Landes, das mit unendlich vielen unvergesslichen Eindrücken aufwartet. Ich denke mit Freude und Dankbarkeit an die sechs Monate zurück, die ich in Tokyo verbringen durfte.